Brief an Herrn Schmaul vom 31.10.2022 samt Antwort vom 02.11.2022
Köln, den 31.10.2022
Sehr geehrter Herr Schmaul,
infolge der Nutzung der Uniwiesen als sog. „Entlastungszonen“ für den Karneval im Frühjahr 2022 kam es zu massiven Zerstörungen der Grasflächen der Uniwiesen rechts und links der Zülpicher Str., die so beträchtlich waren, dass sie danach zum Teil neu eingesät werden mussten, die tiefen Fahrspuren, bedingt durch die Transport-LKWs, neu eingeebnet werden mussten und die AWB noch tagelang Müll und Scherben beseitigen musste. Bis heute findet sich übrigens eingetretenes Glas.
Wir schrieben daraufhin an Frau Stadtdirektorin Blome einen Beschwerdebrief, auf den Sie dann in einem gemeinsamen Gespräch am 28. 4. 22 eingingen. Damals versicherten Sie uns, dass die Verwaltung einen neuen Platz suchen werde und die Wiesen nicht mehr bespielt werden sollten. In diesem Sinne äußerte sich auch Frau Blome mehrfach öffentlich im Kölner Stadtanzeiger.
Eben dort durften wir nun zu unserer Überraschung am 27. 10. 22 in einem Artikel von Tim Stinauer lesen, dass nach Ihren Angaben, sollte es auf der Zülpicher ’Straße und den angrenzenden Straßen und Plätzen zu voll werden, die auf Zugang zum Quartier Latäng Wartenden vorübergehend auf den Straßenabschnitt vor der Mensa und die Uniwiesen ausweichen sollten, temporär dort sogar ein DJ Musik auflegen und Getränke angeboten werden sollten. Wie bitte?
Was bedeutet dies anderes als eine erneute Nutzung der unter Landschaftsschutz stehenden Uniwiesen als Partyhotspot durch die Hintertür? Was sind eigentlich Aussagen der Verwaltung wert, wenn dann einfach im Ernstfall das Gegenteil gemacht wird?
Wie Markus Vogt richtig bemerkte, sind die Wiesen keine Entlastungszonen, sondern zur „Belastungszone“ umdeklariert worden.
Sie wissen genau wie wir, dass hinterher die Wiesen genauso zertrampelt, vermüllt und uringetränkt hinterlassen werden wie das im Frühjahr geschehen ist. Und wenn schon eine Wartefläche, warum muss die den Feiernden als Aufenthaltsort noch schmackhaft gemacht werden mit einem DJ und Getränken (wir gehen ja nicht davon aus, dass es sich hier um nichtalkoholische handelt), sodass man doch einfach mal gleich da vor Ort bleibt?
Wieder werden wir so als Anwohnende der Zülpicher und Wilhelm-Waldeyer-Str. wie ja auch die BewohnerInnen des Rathenauviertels – und dies trotz gegenteiliger Aussage der Verwaltung sowie eines immer noch gültigen Beschlusses der BV Lindenthal und BV Innenstadt, der ein Veranstaltungsverbot auf den Wiesen des inneren Grüngürtels beinhaltet - mit massiven Belästigungen und längerfristigen Einschränkungen unseres Wohnumfeldes zu rechnen haben. Hier scheint zudem die Sperrung der Zülpicher Str., vorgeblich zu Gunsten von Fahrradfahrenden und Fußgängern, sowie die seit einigen Jahren immer wieder erfolgte Reduktion von Parkplätzen in den angrenzenden Straßen eine begünstigende Rolle zu spielen. Auch wurde nun das kleine Geländer, das die Wiesen bisher noch auf der rechten Seite schützte - wahrscheinlich zu Gunsten der zu erwartenden Feiermassen - einfach entfernt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bärbel von Hesberg
Martin Soelle
Antwortbrief von Herrn Schmaul vom 02.11.2022
Sehr geehrte Frau von Hesberg,
sehr geehrter Herr Soelle,
ich kann Ihre Irritation verstehen, möchte die Gelegenheit aber nutzen, Ihnen die Grundzüge unseres Konzeptes für diesen 11.11. vorzustellen.
Nach dem Straßenkarneval 2022 und im Rahmen eines unabhängigen Gutachtens hat die Verwaltung gemeinsam mit anderen Sicherheitspartnern wie der Feuerwehr, der Polizei und der KVB die Nutzung anderer Flächen abseits des Kwartier Latäng geprüft und als nicht zielführend umsetzbar eingestuft. Die Tatsache, dass eine solche Fläche attraktiver sein muss als die bisherige Situation, damit sie angenommen wird, und damit die große Gefahr birgt, noch weitere Feiernde nach Köln zu ziehen, ohne das Kwartier Latäng namhaft zu entlasten, hat zu dieser Entscheidung geführt. Der Hauptausschuss der Stadt Köln hat ebenfalls einen Antrag zu einer solchen Fläche mehrheitlich abgelehnt.
Daher hat man sich darauf verständigt, lediglich asphaltierte Flächen dafür in Anspruch zu nehmen und die Wiesen durch entsprechende Absperrungen zu schützen. In einigen Bereichen, wo die Querung der Uniwiese notwendig ist, werden die vorhandenen Wege durch Matten verbreitert.
Über diese Wegebeziehungen gelangen die Feiernden zum einzigen Eingang zwischen der Unimensa und der Kita. Hintergrund der Verlagerung und Konzentration des Eingangs in diesem Bereich ist die Notwendigkeit, insbesondere den Barbarossaplatz für die KVB funktionsfähig zu halten. Hier kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Rückstauungen und Behinderung der KVB. Ein Erliegen des Straßenbahnverkehrs in diesem Bereich hätte Auswirkungen auf ganz Köln.
Im weiteren Verlauf passieren die Feiernden dann noch weitere Kontrollen oder Bedarfssperren. Dabei wird darauf geachtet, dass die Personenmenge im Bereich zwischen Zülpicher Wall und Dasselstraße/Moselstraße, vor allem in der Unterführung des Südbahnhofs, entsprechend niedrig bleibt.
Hierdurch kann es zu temporären Sperrungen des Eingangs kommen. In diesen Situationen ist eine temporäre Bespielung der asphaltierten Fläche links und rechts des Gleisbetts der KVB zwischen den Wiesen erforderlich, um den Druck von der Sperre fernzuhalten und somit die körperliche Unversehrtheit der sich dort aufhaltenden Menschen zu gewährleisten.
Aus diesem Grund wird die Beschallung aus Höhe der Glascontainer am südwestlichen Ende der Wiesen in Richtung der Unimensa, also zu der Wilhelm-Waldeyer-Straße abgewandten Seite hin erfolgen. Dabei sind die Wiesenflächen links und rechts durch Bauzäune abgesperrt. Lediglich im Notfall würde die Wiese zur Entfluchtung dienen. Deshalb wurde auch der zwischenzeitlich nicht mehr notwendige Parkschutz entfernt.
Die gleiche Situation wird sich einstellen, wenn der Zugang in das Viertel wegen Auslastung längerfristig gesperrt werden muss. Wie viele Menschen dann dort Zutritt gewährt wird, hängt von der Anzahl und dem Druck an den vorgelagerten Glaskontrollstellen ab. Aufgrund der räumlichen Begrenzung auf die asphaltierte Fläche werden dies jedoch weniger sein als zum Straßenkarneval 2022 oder dem 11.11.2021.
Innerhalb des Viertels haben wir die reinen Wohnstraßen zusätzlich durch Sperren geschützt, was auch auf Zustimmung bei der Anwohnerschafft stieß. Ebenso schaffen wir durch diese Konzentration auf einen Eingang mehr Möglichkeiten für berechtigte Personen (z.B. Anwohner*innen und Gewerbetreibende) an anderen Stellen in das Viertel zu gelangen, was ebenfalls begrüßt wurde.
Ich bitte um Verständnis, dass wir zum einen dieses gesellschaftliche Problem, wie junge Menschen heutzutage feiern wollen, nicht alleine mit ordnungs- und polizeirechtlichen Mitteln lösen können und wir zum anderen bei den unterschiedlichen Interessenslagen nicht in allen Punkten allen gerecht werden können. Unsere Aufgabe ist es Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten sowohl für die Anwohnenden als auch für die Gewerbetreibenden und Feiernden .
Von unterwegs
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Dirk Schmaul
Stadt Köln - Die Oberbürgermeisterin
Amt für öffentliche Ordnung
Abteilung Straßen- und Grünflächennutzungen, Veranstaltungsservice, Drehgenehmigungen